Der Aufstieg der Quandts: Eine deutsche Unternehmerdynastie by Joachim Scholtyseck

Der Aufstieg der Quandts: Eine deutsche Unternehmerdynastie by Joachim Scholtyseck

Autor:Joachim Scholtyseck [Scholtyseck, Joachim]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biography & Autobiography, Political
ISBN: 9783406622526
Google: fqp9Lq79mL8C
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2011-11-09T17:00:00+00:00


Die griechische Batterieindustrie als «Stützpunkt» für die Beherrschung des Balkans?

Die Munja war aber nur eines der Standbeine, die die AFA für ihre Südosteuropa-Basis im Zweiten Weltkrieg errichtete. Auch ein griechisches Unternehmen sollte neue Unternehmensperspektiven eröffnen. Nach dem Eingreifen der Wehrmacht in Griechenland im April/Mai 1941 betonte die deutsche Propaganda, dass das «Dritte Reich» als «Befreier» komme, dem es lediglich darum gehe, die Briten aus Griechenland zu vertreiben. Ihr kam dabei zugute, dass in den 1930er Jahren mit deutscher Technik und deutschem Know-how die griechische Industrialisierung und der Aufbau einer griechischen Rüstungsindustrie unterstützt worden war.[669] Nach der Invasion der Achsenmächte in Griechenland strebte die neue Regierung unter General Georgios Tsolakoglou angesichts der Hegemonialstellung des «Dritten Reiches» eine Zusammenarbeit an, wodurch ihr ein «Minimum an autonomer Existenz» verblieb.[670] Die Zusammenhänge der politischen Kollaboration, die ein Mindestmaß an Legalität in einem Land schuf, in dem Besatzer und Besetzte mit-, neben- und gegeneinander agierten, sind bislang wenig erforscht, so dass auch über die wirtschaftlichen Aspekte wenig bekannt ist.[671] Unter den Kollaborationsregierungen von Konstantinos Logotheopoulos und Ioannis Rallis veränderten sich zwar die jeweiligen Klientelnetze, aber die Grundkonstanten blieben erhalten. Die wirtschaftliche Kollaboration, bei der «meistens die Grundsätze der Vertragsfreiheit respektiert» wurden, ging «reibungslos» vonstatten, zumal die Regierungen sich in einer «fast grenzenlosen Bereitschaft» zur Unterwerfung bereitfanden.[672] Italien wollte sich Griechenland zwar langfristig als Teil des eigenen «Lebensraums» im Mittelmeer sichern, aber dem mächtigeren deutschen Bündnispartner gelang es schnell, die italienische Wirtschaftskonkurrenz abzuwehren. Der deutschen Einflussnahme kam zugute, dass die deutsche Wirtschaft im Gegensatz zur italienischen ein recht hohes Ansehen genoss.[673]

Im Mai 1941 gelang es den örtlichen Wehrmachtsstellen und dem Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt, die ersten griechischen Schlüsselbetriebe vor einem Erwerb durch die italienische Konkurrenz zu sichern. In den folgenden Monaten verhandelten Regierungs- und Wirtschaftsstellen über zahlreiche Kapitalbeteiligungen bei Rüstungs-, Rohstoff- und Energiekonzernen, deren Höhe sich im Herbst 1941 bereits auf über 40 Millionen RM belief.[674] Konzernen wie Krupp gelang, ob durch Kauf- und Pachtverträge sowie langfristige Liefervereinbarungen oder durch Beschlagnahme oder Aktienerwerb, die Beteiligung an wichtigen griechischen Unternehmen. Die italienischen Firmen hatten zunächst fast immer das Nachsehen.[675]

Die AFA hatte schon in den 1930er Jahren Geschäftsbeziehungen zu Griechenland unterhalten, die allerdings bei weitem nicht mit dem Engagement in Jugoslawien vergleichbar waren. Weil die griechische Rüstungsindustrie auf Importe angewiesen war, erhielt die AFA 1937 den Zuschlag für die Lieferung von U-Boot-Batterien und stellte zudem technische Zeichnungen, Zubehör und Ersatzteile sowie das Personal für den Zusammenbau der Batterien im Hafen von Piräus zur Verfügung. Die Zahlung erfolgte nach einem komplexen Verfahren zum Teil in Devisen und zum Teil in griechischen Schuldverschreibungen.[676] Abgesichert war das Geschäft durch eine Bürgschaftszusage des Deutschen Reiches.[677]

Im Übrigen jedoch war der griechische Akkumulatorenmarkt weitgehend abgeschottet, zumindest bis sich mit dem Einmarsch deutscher Truppen eine völlig neue Lage ergab und sich dadurch die Nachfragesituation schlagartig veränderte. Die AFA war daher darauf erpicht, ebenso wie in Kroatien und dem Baltikum wenigstens Reparaturaufträge der Wehrmacht zu erhalten. Schon zu Beginn des Vorstoßes nach Griechenland wurden die Ingenieur-Abteilungen der AFA darauf aufmerksam gemacht, dass «Schwierigkeiten mit der Wehrmacht» einem «schweren Makel für die Firma» gleichkämen.



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